Eine gruselige Serie von Europa

(aj) Es ist geschehen. Das alt-ehrwürdige Tonstudio Europa hat seine neue Gruselserie zur Welt gebracht. Zwei Folgen sind im Umlauf, die dritte erscheint bereits im Mai, sowohl als CD, Vinyl, als Download und im Streaming. Hier mein Eindruck zur Nr. 1:

Die Geschichte von Polterabend, spielt in einem abgeschiedenen Landhaus kurz vor der Trauung von Gerhard und Gudrun. Diverse Gäste sind da. Es kommt zu ungewöhnlichen Vorfällen, Toten, es gibt Gewitter, alle Handys fallen aus, alle Autos auch, Festnetz sowieso, man ist auf sich allein gestellt. Offenbar hat der Poltergeist alle im Griff. Gut dass die zwei älteren Damen sich ’schon seit längerem‘ mit übernatürlichem Gedöns auskennen; ist jetzt natürlich etwas hilfreich. Gatte Gerhard erkennt den Geist, die Haushälterin trägt unter viel BlaBla auch zur Lösung des Rätsels bei und am Ende braucht Gudrun zumindest nicht mehr heiraten. Die Darsteller sind erste Sahne: Judy Winter, Regina Lemnitz, Heidi Schaffrath, Kaja Brügger, Reinhilt Schneider, Kerstin und Sascha Draeger u. a. Verantwortlich für Buch und Effekte ist André Minninger, Regie lag in der Hand von Heikedine Körting. Coverdesign: Wolfram Damerius, immerhin eine Gestaltung mit Wiedererkennungswert, gewöhnungsbedürftig, aber auch gewöhnungsfähig. Das bunte Europa-Logo für eine solche Nostalgie-Serie ist m. E. völlig fehl am Platz.  Der Vorspann ist eine Mixtur aus alten und neuen Synthie-Klängen (man muss ja irgendwie noch die seinerzeit exklusiv georderten Larry-Brent-Melodien unterbringen), gemischt mit Geschrei, Glockenschlag und Gewitter. Die Klasse von Carsten Bohns seinerzeitigem Titelscore wird natürlich nicht erreicht, selbst ‚Harley & Cos‘ Interpretation von ‚Le Sacre du Pritemps‘ aus der Techno-Version der alten Gruselserie hatte natürlich mehr Pep. Ein unheimliche Landhausatmosphäre entwickelt sich leider überhaupt nicht. Musik innerhalb der Folge ist m. E. nicht sparsam eingesetzt, sondern fehlt nahezu gänzlich.  Ist aber nicht weiter schlimm,  die Figuren bleiben schließlich auch sämtlich eindimensional, meiner Meinung nach auch zu viele. Das was sie sagen ist größtenteils uninteressant. Dialogwitz fehlt völlig, von Glaubwürdigkeit der Figuren kann hier keine Rede sein, dafür reden sie zu viel, sagen aber zu wenig. Vielschichtige Charaktere, unerwartete Wendungen konnte ich nicht feststellen. Das brennende Landhaus, die Auflösung, die Verwunderung über die wieder funktionierenden Autos und Handys, die fett aufgetragene ‚Moral von der Geschicht‚ helfen nicht über eine langweilige Geschichte hinweg. Auch die oft hochgelobte ‚Aufnahme im Ensemble‚ hat hier leider zu keinem Zeitpunkt einen positiven Einfluss auf das Gesamtprodukt.

Fazit: Och nee…

 

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Veröffentlicht von

radioruhr.de

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